Warum der Naturpark Fränkische Schweiz nicht zerstört werden darf

„…es ist eine Gegend, die zu tausend Schwärmereien einladet…“ und „...hier läuft der Weg von einem Paradies durchs andere...“, schreiben Ludwig Tieck und Jean Paul zu einer Zeit, als dieser Mittelgebirgszug noch nicht seinen heutigen Namen erhalten hatte.
 

Diese Verklärungen sind der Auftakt, in der die heutige Fränkische Schweiz immer mehr in den Fokus des Interesses gerät. Zu dieser Zeit machte Wackenroder sich auf, nach den Phantasien der Kunst und Dürers Nürnberg zu suchen, und geriet dabei in die Landschaft zwischen Bamberg, Bayreuth und Nürnberg. Hier meinten er und sein Zeitgenosse Tieck, die Reste einer vergangenen Epoche gefunden zu haben. In einer Gegend von bizarren Felsformationen mit nicht viel weniger als 170 Burgen, als Trutzburg oder als Adelssitz entstanden, die heute oder damals schon überwiegend als Ruinen zu beschauen waren. Gerade die Burgruinen, gelegen in Wäldern oder über Flusstälern mit einsamen Mühlen, bestärken den Betrachter auf der Suche nach der verlorenen Zeit und lassen ihn in seinem Streben nach Geborgenheit seiner Vergänglichkeit bewusst werden. Einmal den Blick auf diese Gegend gerichtet, folgen in den weiteren Jahrzehnten weitere Dichter wie Ernst Moritz Arndt, August Graf von Platen, Viktor von Scheffel oder Richard Wagner, um sich von den pittoresken Schönheiten der Bauwerke wie den Mühlen, Burgen, Ruinen, den Pfarr- und Wallfahrtskirchen sowie den Menschen in ihrer einfachen Frömmigkeit inspirieren zu lassen.

Damals wie heute lässt sich der Mensch von der Fränkischen Schweiz inspirieren, die ihren Charakter in einer zunehmend technisierten Welt im Wesentlichen bewahren konnte. Salopp formuliert: Er erholt sich, schöpft neue Kraft in wohltuender Natur.

Seine Seele ist dieselbe wie die der Menschen des romantischen Zeitalters. Auch heute noch gibt es die über Jahrhunderte geprägte Landschaft und die Naturschönheiten der von Streuobstwiesen und kleinen Dörfern durchsetzten Wälder. Hier kann man noch das seltene Schauspiel des Uhurufes vernehmen. Die mit Saiblingen und Forellen besetzten Bach- und Flussläufe bieten Wasseramseln und Eisvögeln ein Revier. Wachholderhänge und Kalkfelsen suchen in Deutschland ihresgleichen. Es sind unzählige Höhlen zu erkunden, die auch als Grabstätten urweltlicher Tiere dienten. Eine Fülle von Wanderliteratur und Bildbänden dokumentiert die Schönheit der Fränkischen Schweiz.

Sie aber am eigenen Leibe bewusst zu erleben, ist nicht zu überbieten. Sie ist ein zartes, sensibles und sorgsam zu behütendes Mosaik der Natur.

Damals wie heute ist der Mensch immer noch Teil der Natur. Das ganze Elend seiner Ambivalenz zeigt sich, wenn er einerseits auf der Suche nach Vollkommenheit im Einklang mit der Natur nach Heilung sucht und andererseits sich in anmaßender Weise aufschwingt, die Natur zu beherrschen und sie dabei zerstört. Stahl, Beton und Asphalt formen die Landschaft um. Zurück bleibt eine entseelte Natur. Der Charakter der Landschaft geht verloren und damit ihr Mythos. Auch die Fränkische Schweiz wäre nicht mehr die Fränkische Schweiz in ihrer Funktion, den Besucher zu erfreuen, zu heilen und zu inspirieren.

Daher muss diese Fränkische Schweiz, eine wunderbare Symbiose von  Landschaft, Mensch und Natur, vor den vermessenen Auswüchsen der Technik geschützt werden. Sie ist in ihrer Erscheinung und Geschichte einmalig und würde andernfalls zu einer langweiligen Landschaft der Beliebigkeit degradiert werden.